Dr. Johann Sigismund Friedrich Biesten (1734-1812)

Hallisches Patriotisches Wörterbuch Jg 12. 14.12.1811 Seite 852
Hallisches Patriotisches Wörterbuch Jg 12. 14.12.1811 Seite 852

 

 

 

Johann Sigismund Friedrich

Biesten

 

 

 

Königl. Preuss. Hofrath Dr. Med. Pract.

geb.

02.12.1735

Haltingen, Grafschaft Mark

 

Dr. der Arzneiwissenschaft

gest

25.02.1812

Halle, Schlag und Steckfluß

Ehefrau:

N.N.

 

Juncker

 

 

 

Hofräthin, Tochter des Dr. Johann Eberhard Junker

 

geb.

 

 

 

 

 

gest

13.04.1808

 

Sohn:

Carl

 

 

 

 

 

Apotheker in Heyde im Holsteinischen

 

 

 

Sohn:

Leopold

 

 

 

 

 

Lieutenant, ab 1843 Rittmeister

 

 

 

Sohn:

Districts Notar Dr., Jusstizcommisar

 

geb. ber

1768

 

 

 

gest.

05.03.1811

Halle

 

 

 

 

 

hitziges Nervenfieber

Ehefrau:

E. Sophie

 

Böttcher

 

 

 

2 Kinder, Carl und Wilhelm

 

 

 

 

verkauft Medikamente

 

 

 

 

 

Zum Tode des Dr. Johann Sigismund Friedrich Biesten wurde im Hallischen Patriotischen Wochenblatt (HPW) ein Nachruf veröffentlicht der sein Leben und Wirken mit besonderer Rücksicht auf seine schwierigen Kinder- und Jugendjahre beschreibt. Nach frühem Tod der Eltern kam er zu seinem Onkel nach Fretzlar. Ein Mediziner der dem Neffen sehr intensive Studien in Latein und schon früh die Schriften der Ärzteschaft übersetzen ließ.

Der Nachruf klingt eher wie eine Mahnung, wie man Erziehung nicht betreiben sollte.

Sein Studium absolvierte er in Göttingen und Straßburg. In Halle arbeitete als praktischer Arzt zusammen mit Daniel, Junker und Büchner, die ihn wohl schätzten. Später wurde er zum Hofrath ernannt [1].

 

Die Dokterarbeit 1764 in Halle eingereicht trägt den Titel:

 

Dissertatio inauguralis medica „de plurium signorum in morbis cognoscendis & curandis necessaria conjunctione“ [2]. Es geht es um das Erkennen von Zeichen bestimmet Krankheiten, also um die Diagnose von Krankheiten.

 

Als Autor wird Joannes Sigismundus Fridericus Bisten genannt. Fridericus Christianus Junker, derzeit als Prof. der Universität tätig erscheint in der Doktorarbeit namentlich, offensichtlich als Betreuer der Arbeit. Eine Zusammenarbeit mit einem weiteren praktischen Arzt wird durch folgendes Zitat sichtbar.

 

Hofrath Dr. Chr. Friedrich Daniel war niedergelassener Arzt in Halle und seit mindestens 1755 als Stadtphysicus auch verantwortlicher Arzt für das Hospital St. Cyracis in Halle [[3][4]]. Als sein Assistent wird der hallische Praktiker Johann Sigismund Friedrich Biesten (1735-1812) genannt.

 

1764 wird eine „Abhandlung von der medicinischen Erziehung der Kinder und den Krankheiten derselben“ veröffentlicht. Diese von A. d. Fr. von Brouzet erstellte Abhandlung wurde von Bisten aus dem französischen übersetzt. Biesten hatte sich die französische Sprache heimlich selbst beigebracht, da der Onkel keinen Wert in den modernen Sprachen fand. Das Buch hatte wohl einen ordentlichen Erfolg und wurde in den Medien diskutiert.

In einer weiteren Veröffentlichung gibt Bisten Anweisungen zur Wirkung der bewährten Medikamente von Dr. Johann Eberhardt Juncker [5].

 

Darin werden zu allen Krankheiten, besonders auch für Schwangere, Wöchnerinnen und Kinderkrankheiten Hinweise zur Anwendung von Arzneien gegeben. Am Schluss findet sich eine Übersicht von "Namen der Arzneyen nebst ihren Preisen" und  eine Zusammenstellung von 4 Gruppen sortiert für verschiedene Preisgrößen notwendiger Mittel einer Hausapotheke, welche bei Johann Eberhard Junckers, in dessen Apotheke zu Halle besorgt werden konnte. Das Buch hat 135 Seiten und wurde 1780 veröffentlicht. Eine Apotheke von E. Juncker konnte ich in Halle allerdings noch nicht finden. 

 

In dem Buch wird Johann Eberhardt Juncker als der Schwager des Autors bezeichnet.

Offensichtlich heiratet Bisten eine Tochter des Dr J. E. Junker, (nicht zu verwechseln mit dem berühmten Bruder Johann Junker), die Hofräthin Biesten ist eine geborene Juncker [6]. (Bem. die Schreibweise des FN Junker und Juncker erscheint ein wenig willkürlich, ich habe mich in jedem Fall an die jeweilige Quelle gehalten)

Biesten wir häufig auch als Doktor der Arzneiwissenschaften bezeichnet

 

Familie

Seine Schwiegertochter Sophie wirbt in einer Annonce damit, das nunmehr sie anstelle Dr. Biesten den Junkerschen blutreinigenden Brusttee herstellt und zum Verkauf anbietet [7]. In der oben noch einmal abgebildeten Anzeige sind auch noch weitere Medikamente angegeben. Anfänglich wirbt die Schwiegertochter noch mit der Erlaubnis des Hofraths, sie betreibt den Verkauf allerdings auch noch über seinen Tod hinaus. so bewirbt sie 1819 noch ein Mittel gegen die Auswirkungen der Hundewuth nach Hundebissen.

 

Auch der Sohn von Bisten kann durch Recherche in den HPW glaubhaft nachgewiesen werden. Die schon erwähnte Schwiegertochter betrauert den frühen Tod ihres Ehemannes, den Destrict Notarius Dr. Biesten. Zwei Kinder werden dabei erwähnt. In den HPW wird er auch manchmal als Jusstizcommisar bezeichnet.

 

Wohnung

Als Wohnung wird eine Mietwohnung in der großen Ulrichsstraße mit der Hausnummer 5 genannt. Besitzer des Hauses ist der Stiftsamtmann Büttner. Die Wohnung wird später auch von der Familie des Sohnes genutzt. Bis 1816 wird sie von Frau Dr. Biesten bewohnt [8].

 

Tod

Seine Söhne und Anverwandten wählen in der Todesannonce den eigenartigen Satz [9]:

 

„Er war den größten Theil seines Lebens ein geliebter, thätiger und geschickter Arzt“

 

Der Nachruf von W. (eine Zuordnung des Autors gelang noch nicht) anlässlich des Todes von Biesten endet ebenfalls mit einigen Bemerkungen zu einem am Ende seines Lebens wohl sehr unzufriedenen und klagenden Mann. Und endet mit dem versöhnenden Wunsche:

 

„Unser Biesten ruhe Sanft, und sein Geist finde nun, nachdem er die Hülle abgestreift hat, und freyer denkt, die Ruhe, die er hier nicht fand und nicht finden konnte !“ W.



 

[1] HPW Jg 13. 02.05.1812 S. 274-278

[2] Allgemeine Literatur-Zeitung, Bände 1-2, 1812 erster Band, Halle, Seite 560

[3] Christian Friedrich Daniels Sammlung medicinischer Gutachten und Zeugnisse von Christian F. Daniel, Verlag Adam Friedrich Böhme, Leipzig 1776, S. 9

[4] Friedrich August Eckstein, Geschichte des Hospitals S. Cyriaci zu Halle, Gebauer Schwetschkesche Buchdruckerei Halle/Saale, 1841

[5] Sigismund Friedrich Biesten, Nachricht von einigen sehr gemeinnützigen Hausarzneyen, und einer leichten Methode, sich selbst an allen kalten Fiebern, die Quartanfieber nicht ausgenommen, innerhalb vierzehn Tage sicher und gründlich zu kuriren; als Anhang zu der Anweisung von der Wirkung einiger bewährten Medikamenten des Herrn D. Johann Eberhard Junckers, Verlag: Halle, Johann Jakob Gebauer, 1780

[6] HPW Todesanzeige Hofräthin Dr. Biesten Jg 9 16.04.1808 Seite 256

[7] HPW Jg 12. 14.12.1811 Seite 852

[8] HPW Wohnungsvermietung Jg 14 23.01.1813 Seite 60, Jg 17 29.06.1816 Seite 441

[9] HPW Todesanzeige Dr. Biesten Jg 13. 29.02.1812, Seite 144

 

 

Todesanzeige Dr. Biesten
Hallisches Patriotisches Wörterbuch Jg 13. 29.02.1812, Seite 144