Bemerkungen

Eigenartigen Einsichten zum Lebenslauf von unehelichen Kindern, so veröffentlicht nachfolgend einer statistische Auswertung von Gebohrnen und Verstorbnen der Jahre 1800 und 1801. Zum Autor Güte werde ich im späteren noch Nachforschungen versuchen. 

 

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Von den 90 unehelichen Kindern, welche im Jahr 1800 in Halle gebohren wurden, waren am Ende des Jahres 1800 schon 38 wieder verstorben, und im geendeten Jahr 10, folglich lebten von diesen 90 Kindern am letzten Tage des Jahres 1801 höchstens noch 42. Ich sage höchstens, denn wie manches dieser Kinder mag außerhalb Halle ohne Vater und Mutter schon umgekommen, langsam hingemordet sein ? Und sollte es übertrieben können genannt werden, wenn ich vor einiger Zeit schrieb, daß von jenen 90 Kindern kaum 10 das 10 Lebensjahr erreichen würde ? – Von 102 unehelichen Kindern, welche im Jahr 1801 gebohren sind, waren am Ende des Jahres schon wieder 28 gestorben. Wie wenig berechnen das diejenigen, welche geneigt sind zu behaupten, daß die Menge der unehelichen Kinder die Bevölkerung des Landes befördern ? Mag es vielleicht seyn daß wenige Kinder vor ihrer Geburt getötet werden, da wo der Ehebruch und Hurerey leichtsinniger beurtheilet werden, als es gefunde Vernunft und die Aussprüche der Relegion verbieten, so zeigt doch die vorhergehende unleugbare Berechnung, daß Kinder auf Abwegen gezeugt, meistens der schändlichsten Verwahrlosung überlassen sind und auf einem Wege umkommen, wo der Kindermörder das Gesetz weniger fürchten darf. Ich sage kein Wort von dem großen Einfluß, den es auf den moralischen Charakter eines Volkes haben muß, wenn Verwahrlosung der Neugebohrnen so überhand nimmt.

Aber freylich, wenn der Vater sein Kind verleugnet, wenn er mit aufgehobener Hand sich von ihm lossagt, und sein Fortkommen nicht achtet, wird dann nicht auch die Mutter eine unnatürliche werden, die herabgesunken in Armuth, verlassen von ihrem Verführer, die natürliche Liebe erkalten läßt und eine Ausnahme von der Regel wird: Kann auch ein Weib ihres Kindes vergessen, daß sie sich nicht erbarmte über die Frucht ihres Leibes ?

Güte

Quelle: HPW Jg. 3 30. Jan 1802 S. 292

 

 

(Anmerkung des Webautors: Ich bin mir nicht sicher ob der Verfasser das Ziel seiner Ansprache nach weniger unehelichen Kinder erreicht hat. Immerhin erfährt das uneheliche Kind auch in 90 Jahre weiterer Zeitung keine Gleichbehandlung hinsichtlich der Nennung seines Namens in den Listen der Gebohrnen. Und es sind immer noch viele.

Die sich in einem so kurzen Beitrag logisch wiedersprechenden Aussagen zu analysieren würden ein vielfaches des hier beschriebenen Textes ausmachen)